Der Hund bellt: Verständigung und Kommunikationsprobleme
05.05.2023 - Lesedauer: 4 Minuten

Hunde, die bellen, beißen nicht, sagt man. Aber sie können die Nerven und die Geduld ihrer zweibeinigen Rudelmitglieder und der Nachbarschaft empfindlich strapazieren. Wenn der Hund scheinbar grundlos und ausdauernd zu jeder Tages- und Nachtzeit blafft und kläfft, ist guter Rat teuer, denn zunächst muss die Ursache für das Gebell ermittelt werden. Erfahre hier, was es mit dem Dauerkläffen auf sich hat und was du dagegen unternehmen kannst.
Kläffer und Knurrer: Warum bellen Hunde?
Was unterscheidet den Hund vom Wolf? Das Bellen: Erwachsene Wölfe (und andere hundeartige Raubtiere wie Kojoten oder Schakale) bellen nur selten, und ihre Lautäußerungen unterscheiden sich stark vom bekannten Hundegebell.
Ein bellender Wolf gibt allenfalls ein kurzes, dumpfes Geräusch ab, situativ als knappe Warnung oder beim Kampf. Das Bellen ist eine Lautäußerung, die charakteristisch für Haushunde ist und dort auch gleich eine große Bandbreite von Bedeutungen artikulieren kann.
Bedeutungen des Bellens:
- Aufregung (Freude oder Nervosität)
- Einfordern von Aufmerksamkeit/ Aufforderung zu Aktivitäten
- Angst
- Enttäuschung
- Abwehren von Gefahren („Verbellen“ von Fremden)
- „Laut geben“, also Bellen auf Aufforderung durch den Menschen
Die große „Sprachpalette“ der Haushunde ist mutmaßlich eine Anpassung der Tiere an das Zusammenleben mit Menschen im Laufe der Domestikation und auch der Veränderung der Anatomie im Vergleich zum Wildtier: Für lautes Gebell muss der Kehlkopf des Tieres verhältnismäßig groß sein. Weitere typische „Hundegeräusche“ sind Winseln, Fiepen, Jaulen und Knurren – Laute, die ebenfalls stets in bestimmten Kontexten eingesetzt werden.
Warum bellt mein Hund ständig?
Das Bellen ist also ein Kommunikationsmittel, mit dessen Hilfe der Hund sich seinen Zweibeinern sehr differenziert verständlich machen kann. Ein kurzes, situationsbezogenes Bellen gehört daher zum ganz normalen Verhalten des Hundes. Anders sieht es mit dem gefürchteten anhaltenden oder auffallend häufigen Gekläff aus. Für das „Dauerbellen“ gibt es verschiedene Motivationen:
Mögliche Gründe für das Dauerbellen
- Langeweile: Ist der Hund unterbeschäftigt, besteht die Gefahr, dass er Unarten entwickelt. Manche Hunde beginnen, Möbel anzunagen, andere vertreiben sich die Zeit mit Kläffkonzerten. Sorg dafür, dass der Hund ausgelastet ist, etwa mit extralangen Spaziergängen oder Hundesportarten, bei denen Konzentration und Geduld gefragt sind. Obedience oder Fährtenspiele sind besonders geeignet; Actionsport wie Agility kann allzu quirlige Kläffer hingegen aufputschen. Probier aus, was dem Vierbeiner Spaß macht und für Ausgleich sorgt.
- Einsamkeit: Viele Hunde können einfach nicht allein sein und machen ihrem Unmut und ihrer Verlassenheit mit Gebell Luft.
- Aufmerksamkeit: In einer Vielzahl der Fälle von Dauergekläff will der Hund aus verschiedenen Gründen unbedingt die Aufmerksamkeit seines Menschen erregen. Auch hier sind Erziehungstricks hilfreich, um die Lautstärke und die Bellfreudigkeit des Tieres zu kanalisieren.
Kann Dauerbellen krankhaft sein?
Wenn dein Hund eigentlich kein Kläffer ist, damit aber urplötzlich und ohne offensichtlichen Anlass beginnt, könnte tatsächlich ein Krankheitssymptom vorliegen. Es kann eine Schmerzäußerung oder ein Hinweis auf ein neurologisches Problem sein. Außerdem kann das ständige Bellen eine Laryngitis (Kehlkopfentzündung) begünstigen. Stell deinen Vierbeiner in diesem Fall beim Tierarzt vor, um physische Ursachen auszuschließen.
Wie kann ich dem Hund das Bellen abgewöhnen?
Wenn Hunde über eine längere Zeit unentwegt bellen, handelt es sich in der Regel um Aufmerksamkeits- oder Gefahrenabwehr-Bellen. In beiden Fällen fordert der Hund Beachtung:
- Er will dir etwas zeigen,
- dich zu einer Aktion auffordern oder
- befindet sich in einer Konfliktsituation.
Laut deutscher Rechtsprechung gilt Dauergebell als belästigende Lärmemission. Unterlassungsklagen und die Verhängung von Bußgeldern sind möglich.
Als Hundebesitzer weißt du: Auch der klügste Hund wird nicht verstehen, warum er nur zu festgelegten Zeiträumen bellen darf. Wenn du dem Hund die Unart des unangemessenen lauten Bellens abgewöhnst, bist du auf der sicheren Seite. Für diesen Erziehungsschritt musst du schnell sein und rasch Präsenz zeigen können.
Wenn der Hund kläfft, will er dir etwas mitteilen. Um das Bellen schnell zu stoppen, darfst du den Hund also nicht ignorieren. Zeig dich ihm, berühr ihn oder antworte auf sein Bellen mit einem akustischen Signal, etwa einem Pfiff. So vermittelst du dem Tier, dass du es zur Kenntnis genommen hast und es keinen Grund mehr zum Alarmschlagen gibt.
Lob und belohn deinen Hund, wenn er daraufhin das Bellen einstellt: Stillsein auf Zuruf ist ein Trick, den du auch einem älteren Hund mit Liebe und Leckerli beibringen kannst. Ablenkung statt Schimpfen heißt die Devise, denn der Hund wird den Zusammenhang zwischen seinem „Ruf nach dem Menschen“ und dessen Verärgerung nicht verstehen.
Warum bellen Hunde, wenn sie allein sind?
Wie oben bereits kurz erwähnt, gibt es auch Hunde, die beständig bellen, wenn sie allein sind – also, ohne dass es einen Anlass für Warnungen oder einen „Anbellpartner“ für Spiel oder Aufmerksamkeit gibt. Auslöser für diese Art von Gebell ist in vielen Fällen Trennungsangst. Verlustängste, die mit Gebell kompensiert werden, können durch schlechte Erfahrungen oder gar Störungen in der frühen Mutter-Welpe-Beziehung ausgelöst werden. Bring dem Tier möglichst frühzeitig bei, stundenweise ohne deine Anwesenheit auszukommen und sorg für genügend Auslastung, sodass der Hund auch Ruhephasen gelassen hinnimmt. Bestärk den Vierbeiner nicht in seinem „klammernden“ Verhalten – aufwendige Abschiedsrituale und Willkommensfreuden solltest du vermeiden.
Abgesehen von den individuellen Charakterunterschieden der Tiere innerhalb einer Rasse gibt es tatsächlich Unterschiede in der Bellfreudigkeit.
- Speziell Hunderassen, die als Jagd- oder Wachhunde gezüchtet werden, haben eine höhere Disposition zum Bellen. Das ist verständlich, denn Wachhunde sollen Laut geben und Eindringlinge verbellen, Jagdhunde müssen innerhalb der Meute oder mit ihrem Herrn über Entfernungen hinweg kommunizieren können.
- Schäferhunde, Dackel, Terrier, aber auch Möpse oder Spitze haben ein starkes Territorialverhalten und schlagen an, wenn sich jemand nähert.
- Eher ruhigere Hunderassen sind hingegen in der Regel Golden Retriever, Irische Wolfshunde, Bassets oder Doggen.