Aggressiver Hund – was tun? So gehst du mit unerwünschtem Verhalten um!
05.05.2023 - Lesedauer: 3 Minuten
Kein Tier ist von Natur aus bösartig. Und doch vergeht kaum eine Woche, in der nicht irgendwo ein sogenannter „Problemhund“ Schlagzeilen macht. Immer wieder kommen – oft völlig unbeteiligte – Menschen zu Schaden. Aber auch Angriffe auf andere Hunde und Haustiere oder die allgemeine Einschüchterung in der Nachbarschaft nähren die Vorstellung von der vierbeinigen Bestie. Aber wie genau entsteht das Problem – und was kannst du sowohl als Halter als auch als Betroffener dagegen tun? Lies hier, was du über das sensible Thema wissen solltest.
Eingangs gesagt: Aggression an sich ist kein Fehlverhalten, sondern ein Überlebensinstinkt. Aggression ist notwendig zur Durchsetzung, zur Verteidigung und letztlich zum Überleben. Das Problem entsteht erst in dem Moment, in dem aggressives Verhalten jedweder Form entweder im Übermaß auftritt oder gegen unangemessene Ziele gerichtet ist.
Gefährlich wird es, wenn der Aggressor dazu auch noch dominanter ist als sein Umfeld und daher von diesem nicht zur Ordnung gerufen werden kann. Ein Hund als wehrhaftes Tier, das dem Menschen oft körperlich überlegen, immer aber mit einem scharfen Gebiss „bewaffnet“ ist, stellt daher eine echte Gefahr dar. Da Haushunde im Normalfall keinen existenziellen Grund für aggressives Verhalten haben – etwa falls sie Nahrung erjagen oder sich gegen Angreifer verteidigen müssten – wird das Verhalten durch verschiedene sekundäre Faktoren gefördert.
Gründe für aggressives Verhalten
- Misslungene Sozialisation: Die Früherziehung der Hunde durch Artgenossen oder einen Menschen ist gestört worden oder ganz ausgeblieben
- Fehlerhafte Erziehung: Ungeeignete Trainingsmethoden, mangelnde Unterordnung unter den Menschen, aus Hundeperspektive verwirrendes Feedback oder fehlgeleitetes Verhalten sorgen für Konfliktpotenzial zwischen Mensch und Hund.
- Gezieltes „Scharfmachen“: Missbrauch des Hundes als Ersatz für eine Waffe oder als Vehikel für das eigene Selbstwertgefühl durch den Halter
- Angststörung: Der Hund befindet sich in einer (womöglich nur vermeintlich) bedrohlichen Situation und will sich verteidigen.
- Fehlgeleiteter Jagdtrieb: Manche Hunde interpretieren schnelle Bewegungen so, dass der Jagdreflex ausgelöst wird. Dann werden Jogger oder Radfahrer als „Beute“ verfolgt.
- Neurologische Probleme: Selten, aber nicht zuletzt kann aggressives Verhalten des Tieres auch durch krankhafte Veränderungen im Gehirn ausgelöst werden.
In unseren Breiten zum Glück extrem selten, dennoch aber erwähnenswert, sind Infektionskrankheiten wie die Tollwut, die bei Hunden und anderen Tieren aggressives Verhalten auslösen können.
Ein angriffslustiger Hund zeigt durch seine Körpersprache deutliche Warnzeichen. Sei vorsichtig, wenn der Hund knurrt oder dich drohend anstarrt, die Lefzen hochzieht und die Zähne fletscht. Sind diese Warnungen aus der Distanz erfolglos, kann der Hund schnappen oder Scheinangriffe ausführen, bevor er ernsthaft attackiert.
Die Körperhaltung des Hundes ist angespannt, das Nackenfell aufgestellt. Erfolgt die Aggression aus Angst, knickt das Tier mit den Hinterbeinen ein, macht einen runden Rücken und legt Ohren und Schwanz an. Nimm die Lautäußerungen und die Körperkommunikation des Tieres stets ernst: Ein Hundeangriff erfolgt selten aus heiterem Himmel.
Wenn dein eigener Hund plötzliche Anzeichen von Aggressivität zeigt, ist viel Fingerspitzengefühl gefragt. Versuch herauszufinden, was der Auslöser für das streitbare Verhalten sein kann.
Wichtige Fragen zum Auslöser:
- Gab es Veränderungen im Leben des Hundes?
- Hat er ein besonderes Erlebnis gehabt, was ihm Angst macht?
- Muss er Ressourcen wie Futter oder Spielzeug verteidigen?
- Sind neue Menschen oder dominantere Hunde in seinem Umfeld?
Grundsätzlich gibt es bei jeder Hunderasse leichter erregbare und völlig entspannte Tiere. Trotzdem gilt die Annahme, dass verschiedene Hunderassen aufgrund ihrer Geschichte zu einem höheren Aggressionspotenzial neigen. Hierbei handelt es sich um Rassen, bei denen eine niedrigere Reizschwelle und hohe Beißkraft züchterisch erwünscht sind. In Deutschland werden diese Rassen in verschiedenen sogenannten Rasselisten geführt. Halter solcher „Listenhunde“ müssen bestimmte Eignungskriterien erfüllen, etwa eine Sachkundeprüfung oder ein einwandfreies polizeiliches Führungszeugnis vorweisen. Listenhunde in Deutschland sind beispielsweise Mastiffs, Pitbull- oder Staffordshire-Terrier – wobei auch diese Hunde in sachgerechter Haltung und verantwortungsvoll erzogen, durchaus als friedliche Familientiere leben können.
In unserem Hundemagazin haben wir Portraits zu den verschiedenen Hunderassen erstellt. Informiere dich über kleine, mittelgroße und große Hunderassen.
Wenn du selbst unvorbereitet auf einen aggressiven Hund triffst, versuche nach Möglichkeit, die Situation zu deeskalieren. Bleib stehen – Weglaufen stachelt den Verfolgungstrieb an. Bring gegebenenfalls ein großes Objekt zwischen dich und den Hund. Wende den Blick ab und stell dich seitlich hin, nicht frontal oder mit dem Rücken zu ihm gewandt. Bleib ruhig stehen. Schrei nicht und fuchtel nicht mit den Armen. Benimm dich so unauffällig wie möglich – so stehen die Chancen gut, dass der Hund das Interesse verliert. Nutzt das alles nichts und der Hund ist wild entschlossen, zu beißen, halt ihm ein Ersatzobjekt, etwa eine Handtasche, entgegen.